Richard Schütz "Porte de Pop", Einzelheft zum Jahrbuch/single issue for yearbook 2005 Künstlerhaus Schloß Balmoral, Revolver Verlag

Porte des POP


Qu\'est-ce que c\'est, la sculpture  moderne? Cars.

What\'s POP? Urbain.

Was ist MO\'s Magie? Speed.

Geschwindigkeit kann visuell die kryptische Eloquenz eines Graffitis erzeugen oder im rasanten Wechsel der Perspektive die Szenografie eines Cartoons kennzeichnen. Diese grafische Qualität von Geschwindigkeit kann wiederum animiert werden und in die Form des Clips einfließen, dessen beschleunigte Sequentialität der Bilder rhythmisch und sprachlich ist.
Die \"Speed of Cars\"-Serie formuliert visuellen Rap. Hier gilt: keine Battles ohne Ballern. \"Fast music\" liefert den Sprit zum Sprint für die synaptische Rennmaschine; elektronische Musik lenkt die Synchronisierung der Sinne, Electro ist Track und Trip. Alles alles MTV, oder was? Zu spät. Der Geist der Maschine hat sich schon verselbstständigt: Die treibende und von der Filmmaschine vorangetriebene auto-mobile Bewegung perpetuiert und steigert sich zur Tour de Force einander jagender und miteinander kollidierender Motoren.
Analog zur Stadt, die auch wie eine Maschine funktioniert - ferngesteuert von ihren Benutzern - agiert das Automobil nach der Regie der Videokamera. Die ambivalente kontextualisierende Beziehung zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren, dem Zeigen und Entziehen, erzeugt den Schein des Hermetischen und Autonomen - der Aura -, die Stadt, Kamera und Auto verbindet. Absurderweise wird diese illusive Autarkie der Mittel permanent perforiert durch MO MAGIC\'s omnipräsente, aber ziellos im Cut-Up urbaner Versatzstücke umherirrende Pop-Vehikel.
Die Komik ihrer prototypischen Pseudonyme wie Basta, Big Nose, Scraper und Dick ergibt sich sowohl aus ihrem psychedelischen Design, das seine Figuren, ins Artifizielle überhöht, als auch aus ihrer Amok-Attitüde. Im Endorphin-Stau steckst du solange, wie Du \"drauf\" bist, dich in Stadtgeschwindigkeit drehst: \"Faster, MO, mo\' POP!\"
Das hysterische Moment in der \"Sped of Cars\"-Serie lässt sich mit der klassischen Eigenlogik der Entgleisung im Comic Strip vergleichen.
Mo\'s Trip ist das Abfahren auf urbane Stereotypen, die er aufmotzt zur populären Matrize; er nimmt die wahnwitzige Umleitung in den Kreisverkehr hyperaffirmativer Halluzinationen über eine als universell projizierte Alltagskultur. Porte de Berlin? Eben dran vorbeigerauscht. Never mind; es dreht sich eigentlich eh\' alles um Skulptur - dreidimensional, vierdimensional und symbolisch: cars, speed and the city.

Richard Schütz